Wenn bei mir jemand klingelt, so müssen die Hunde an der geöffneten Wohnungstüre sitzenbleiben, während ich die Haustür öffne, denn weder sollen sie meinen Besuch stürmisch begrüßen, noch möchte ich die Wohnungstüre schließen, denn schließlich will ich sie im Falle eines Falles, beispielsweise bei dreisten Vertretern, die den Fuß zwischen die Tür stellen, zu mir rufen können. Das müssen die Hunde aber selbstverständlich erst einmal lernen.
In genau dieser Lernphase befand sich der ca. 10 Wochen alte Anton, als mein jüngerer Sohn zeitweise im Souterrain meines Hauses wohnte, wo er keine eigene Klingel hatte. Wenn ihn jemand besuchen wollte, konnte er also entweder ums Haus herumgehen und an das Fenster meines Sohnes klopfen (das machten seine Freunde in der Regel) oder er musste eben bei mir klingeln. Da mein Sohn zu der Zeit arbeitslos war und sein Geld vom Amt erhielt, wollte wohl eine der Damen vom Amt ihm einen Überraschungsbesuch abstatten.
Die gute Frau klingelte also bei mir, ich ließ die Hunde an der Wohnungstüre „Sit“ machen und öffnete die Haustür. Sie sagte, dass sie – zufällig – gerade in der Gegend gewesen sei und da habe sie überlegt, sie könne ja einfach mal bei meinem Sohn hereinschauen…
In diesem Augenblick hatte Anton sich selbständig gemacht und kam zur Haustür gerannt, wo er sie dann verbellte. Da sie offensichtlich panische Angst vor Hunden hatte, sprang sie sofort zurück und noch bevor ich Anton überhaupt zu fassen bekam – er hatte ja kein Halsband um – war er hinterhergesprungen und bellte sie, von ihrer Kreischerei angestachelt, weiter an. Gilla und Griepto waren natürlich erst brav sitzengeblieben, aber nachdem der halbwüchsige Stöpsel zur Tür heraus war, wollten sie wohl mal sehen, was er da machte und kamen hinterhergefegt – Rudeldynamik eben.
Ich packte mir also zuerst einmal die beiden erwachsenen Hunde und brachte sie in die Wohnung zurück, da Anton als Hunde-Welpe nicht ernsthaft zugepackt hätte, wie es bei den erwachsenen Hunden hätte passieren können, denn die gute Frau schrie vollkommen hysterisch, obwohl absolut nichts passiert war, außer, dass sie von der Welpilette angebellt worden war.
Als ich zurück kam. um Anton einzusammeln, sah ich, wie sie gerade das Grundstück verlassen hatte und das Gartentor hinter sich schloss. Aufatmend drehte sie sich um – da stand Anton bereits wieder direkt vor ihr und verbellte sie, denn während sie das Gartentor geschlossen hatte, war er hinter ihrem Rücken über die Mauer geklettert.
Ich sammelte also auch Anton noch ein und versuchte, sie zu beruhigen. Aber sie hatte die Lust daran verloren, meinen Sohn zu überraschen, zumal ich ihr sagte, dass auch bei ihm eine große Spitzin wohnte…