Richard Katzenherz

Spitznamen: „Richy“, „Richard Kimble“, „Bengele“

Richard wurde am 01. Juni 1999 kurz vor Mitternacht direkt in meine Hand hineingeboren.

Richard auf "seinem" Ausguck

Richard auf „seinem“ Ausguck

Das war nicht geplant, aber seine Mutter da Vinci war meine erste Katze und irgendwie war ich bezüglich der Kastration von Katzen denkbar schlecht beraten worden. Das arme Katzenmädchen war selbst völlig überfordert mit der Geburt ihres Nachwuchses und verlangte, dass ich neben ihr sitzenblieb. Sie war noch damit beschäftigt, den ersten Welpen, den „dicken Fritz“, abzulecken, als Richard schon auf die Welt kam und der kleine Kerl mühte sich redlich ab, sein Eihäutchen zu öffnen, aber er schaffte es einfach nicht. Seine Mutter sah das einfach nicht.

Einfach eingeschlafen

Einfach eingeschlafen

Obwohl ich normalerweise denke, dass es besser ist, der Natur ihren Lauf zu lassen, tat er mir so leid, dass ich ihm schließlich doch das Häutchen aufknipste. Nachdem er erst einmal Luft geschöpft und etwas getrunken hatte, saß schon unser alter Wolfsspitz Otto im Katzennest und wärmte die Kleinen. Und so wurden unsere kleinen Katzitatzis unter der Obhut zweier Spitze groß, die sich, jeder auf seine Art, in der Abwesenheit da Vincis rührend um den Nachwuchs kümmerten. Teilweise lief unser Otto herum wie ein Christbaum – über und über behangen mit kleinen Kätzchen, die in seinem dicken Pelz herumwuschelten.

 

Der Name „Richard“ stammt übrigens aus dem Althochdeutschen und setzt sich aus den beiden Wortsilben „richi“ (reich, mächtig) und „hard“ (stark) zusammen. In der Kombination bedeutet er also so viel wie „Der Reiche und Starke“ bzw. „der Mächtige und Starke“. Diesem Namen ist er zeitlebens gerecht geworden.

Was man so alles in Einkaufstaschen finden kann

Was man so alles in Einkaufstaschen finden kann

Irgendwann waren Richards Geschwister allesamt ausgezogen – nur den kleinen Richy wollte scheinbar niemand haben. So hatte ich mich schließlich entschieden, ihn zu behalten. Am gleichen Nachmittag kamen zahlreiche Anrufe wegen des kleinen „Whiskas-Katers“, aber ich musste die Anrufer enttäuschen, dass der Kater bereits vergeben war.

 

Auch das Fauchen will geübt sein!

Auch das Fauchen will geübt sein!

Von seiner Mutter hatte er ein wenig Thai-Katzen-Erbe mitbekommen. Das war zwar äußerlich nicht sichtbar, aber er hatte die laute Stimme und „Gesprächigkeit“ der Thai und war anhänglich wie ein Hund. Er ging auf unseren Hunde-Spaziergängen ganz selbstverständlich mit und meldete sich bei seinen eigenen Spaziergängen an und ab. Wenn er nach Hause kam, „erzählte“ er all seine Erlebnisse.

da Vinci und Richard

da Vinci und Richard

Als da Vinci eines Nachts überfahren worden war, muss er sie offensichtlich gefunden haben. Als er morgens nach Hause kam, war er nicht mehr derselbe. Außer von mir ließ er sich ein Vierteljahr von niemand anderem mehr anfassen und saß traurig auf seinem Kratzbaum. Es dauerte über ein Jahr, bis er das erste Mal wieder schnurrte.

Wessen Bett ist das hier eigentlich?

Wessen Bett ist das hier eigentlich?

Er bestand darauf, in meinem Bett zu schlafen (wovon ich selbst gar nicht begeistert war) und schrie jede Nacht aus vollem Halse vor meiner Schlafzimmertür, bis ich schließlich nachgab, weil wir zu der Zeit in einem Mietshaus wohnten und ich nicht seinetwegen noch eine Kündigung riskieren wollte. Nachdem er seinen Kopf dann durchgesetzt hatte, legte er sich immer oberhalb meines Kopfes aufs Kopfkissen wie eine Fellmütze. Morgens wurde ich dann durch ein Kitzeln im Gesicht geweckt. Wenn ich darauf nicht reagierte, wurde zusätzlich noch eine kleine Nase auf meine Nasenspitze gedrückt und wenn das immer noch nicht zum gewünschten Ergebnis führte, legten sich vier kleine Reißzähne sanft, aber bestimmt um meine Nasenspitze….

Richard und Kitty - eine ganz tiefe Katzenliebe

Richard und Kitty – eine ganz tiefe Katzenliebe

Als später die kleine Kitty bei uns einzog, hat er natürlich erst mal den Macho markiert und sie böse angeknurrt. Aber das Knurren wurde  von Tag zu Tag freundlicher und irgendwann hatte das Katzenmädel sein Herz erobert und wurde sein „Ein und Alles“. Als das junge Fräulein dann kastriert worden war und so reglos in ihrem Katzenkörbchen lag, geriet er völlig außer sich und weil er sie nicht erreichen konnte, rumorte er so lange an dem Katzenkorb und dem Deckchen herum, bis er sie mitsamt dem Deckchen zu sich hingezogen hatte, wo er sie dann fürsorglich putzte.

versandfertiger Kater

versandfertiger Kater

Obwohl er eigentlich Fremden gegenüber nicht zutraulich war, ist er dennoch insgesamt drei Mal Katzenquälern in die Hände geraten. Beim dritten Mal hatte er 2 Tage gebraucht, um sich schwer verletzt nach Hause zu schleppen. Er hatte schwere Kopfverletzungen, 2 seiner Reißzähne waren im Kiefer regelrecht zermalmt und der dritte abgebrochen. Die Anordnung seiner Verletzungen schloß eine unsanfte Begegnung mit einem Auto eindeutig aus. In einer stundenlangen Operation war er wieder zusammengeflickt worden und ich war froh, dass er sich nach einigen Wochen wieder einigermaßen erholt hatte.

Mal im Terminkalender nachgucken...

Mal im Terminkalender nachgucken…

Nachdem wir 2004 in ein eigenes Haus umgezogen waren, ging er weiterhin regelmäßig mit uns spazieren, was unsere Nachbarn alle sehr lustig fanden. Das kannten sie noch nicht. Wenn dabei allerdings ein anderer Hund auch nur in die Nähe des Katers kam, war die gesamte Hundemeute in allerhöchster Alarmstimmung. Meistens lief Richard dann mit hoch aufgerecktem Steert vorweg – seine Leibgarde hinterher. Trafen wir auf freilaufende Hunde, die ihn kannten, dann legten sie sich in sicherer Entfernung schon auf den Bauch und warteten, bis „King Richard“ mit seinem Gefolge vorbeigezogen war.

 

 

Zwei echte Freunde

Zwei echte Freunde

Als im September 2008 Anton zur Welt gekommen war – Gillas Wurfkiste stand in meinem Schlafzimmer – hatte Richard eine Ausnahmegenehmigung und durfte als einziger außer meinem Sohn und mir ins Schlafzimmer. Er turnte oben auf der Wurfkiste herum, legte sich zu Anton in die Wurfkiste und gab ihm und Gilla Köpfchen.

Kann es größere Freundschaft zwischen Hund und Katze geben?

Richard und Anton hatten eine wirklich besondere Beziehung zueinander. Sie haben sich zwar auch gern mal geneckt, aber niemals gab es ernsthaften Zank. Im Gegenteil.

Am 9. Juni ging unser Richard zum letzten Mal nach draußen. Ich habe ihn noch die ganze Nacht gesucht. Am Morgen des 10.Juni 2013 hat unter dem Zwergflieder neben unserer Terrassentür sein treues Katzenherz zu schlagen aufgehört.

In der ZwischenzeitI habe ich von meinen Tieren gelernt, dass auch Tiere sich voneinander „verabschieden“ müssen. Sonst wissen sie nicht, wo das betreffende Familienmitglied abgeblieben ist. Also nehme ich ein verstorbenes Tier immer mit und lasse die anderen schnuppern und gucken, sofern es nicht unmittelbar in der Wohnung gestorben ist.

Als Anton feststellte, dass sein Freund Richard nun tot war, hat er stundenlang herzzerreißend geschrien und gejammert.

Wir alle vermissen unser Bengele!

In Morpheus Armen

In Morpheus Armen

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