1962 Bord-Spitze bei der Marine

Diese Seite enthält auszugsweise Fotos und Texte der Internetseitebordhunde_banner_extern

die eine wunderschöne Liebeserklärung an all die vielen verschiedenen Hunde ist, die ihren jeweiligen Bootsbesatzungen unterhaltsame und treue, manchmal sogar lebensrettende Kameraden waren. Der Betreiber Peter Liedtke, der selbst zur See gefahren ist, hat unzählige Geschichten der verschiedensten Rassehunde und auch ProMi’s (Promenaden-Mischlinge) auf der Seite!

Hier sind ausschließlich die Geschichten der Spitze zusammengestellt.

 

Bordhund „Pisco“ von der Schulfregatte Hipper

 

Die Schulfregatte Hipper (F214) fuhr, nach Grundüberholungen und Umbau, ab dem 10.01.1959 als Kadettenschulschiff für die Marineschule Mürwick. Sie unternahm 25 Auslandsreisen.

 

Auf jedem Schiff das dampft und segelt, und nicht nur auf Schiffen gibt es bei der Bundesmarine ein Maskottchen. Auf der “SF-Hipper”  der Flotte klügster Hund, ein schneeweißer Polarspitz mit Namen “Pisco”. Getauft wurde er allerdings erst bei der Äquatortaufe 1962 auf den Namen “Pisco de Chilano” denn er war ja ein gebürtiger Chilene.
An Bord der “SF – Hipper” kam er bei deren 19. Auslandsfahrt nach Südamerika.
Als in Chile, soweit mir bekannt ist, sein Vorgänger bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückte, schenkte die deutsche Botschaft der Hipper – Besatzung das weiße Wollknäuel mit den drei schwarzen Punkten im Gesicht als Ersatz – Maskottchen.
Sehr schnell hatte er sich an seine neue Heimat gewöhnt und war bald in allen Decks bekannt und zuhause.
Auf der Heimreise waren ihm, nach anfänglichen Schwierigkeiten, Seebeine gewachsen und so kam er als richtiger Seelord in seinem Heimathafen Kiel Wik an.
Ich machte seine Bekanntschaft als ich auf meinem neuen Kommando “HIPPER” eintraf, die gerade ihre Werftliegezeit auf der HDW- Werft in Kiel Gaarden absolvierte.
Das Schiff lag im Trockendock und war zwischen Haufen von Ausrüstungsteilen, Tauwerk, Fässern, Stahlteilen und diversen Fahrzeugen kaum zu sehen. An Deck glich der Dampfer mehr einem abgewrackten Schrotthaufen als einem Kriegs- bzw. Schulschiff der Bundesmarine.
Zwischen all dem Wooling, Schiet (Schmutz) und Smeer (Dreck) fiel der kleine weiße Kerl sofort angenehm auf. Stolz und unnahbar saß er auf seinem Steert neben dem BdW an Deck und musterte uns Neulinge hochmütig aber aufmerksam gerade so, als erwarte er und nicht der Wachhabende unsere “An Bord” Meldung.

Ja, unser “Pisco”, seines Zeichens Matrose der Schulfregatte Hipper, war nicht nur im Tirpitzhafen wohl bekannt und gelitten, sondern auch bei vielen Kielern und Gaard’nern. So manch Straßenbahnfahrer hatte den kleinen Kerl schon als blinden Passagier durch die Stadt befördert.
Bestimmt gibt es noch den einen oder anderen Werftgrandy der sich vielleicht noch an die vergeblichen Versuche, die Freundschaft Pisco’s mittels eines Leckerbissens zu erschleichen, erinnert. Über diesen kleinen Kerl grassierten im Tirpitz- und Scheerhafen viele Geschichten die man leicht unter der Rubrik Seemannsgarn einordnen könnte, sind sie auch vielleicht nicht ganz wahr, so sind sie doch bestimmt gut erfunden!
„Pisco” hatte sich während der Werftliegezeit bei der Howaldt Werft in Gaarden, wie es sich für einen richtigen „Seelord“ gehört, eine Braut zugelegt, die er täglich fleißig zu besuchen pflegte. Im Trubel des Werftbetriebes fiel es niemandem auf, wenn „Pisco” an Land schoss, zielstrebig dem Werfttor zustrebte und erst abends müde und abgeschafft wieder über die Stelling an Bord marschierte. Als nun aber die „Hipper” nach beendeter Wertliegezeit auf die andere Seite der Förde, zu ihren angestammten Liegeplatz an der Tirpitzmole verholte, ging es „Pisco” wie den beiden Königskindern: sie konnten zusammen nicht kommen, denn das Wasser war viel zu tief.
Tagelang lief er gestreßt zwischen Schiff und Molenkopf hin und her oder saß still auf der Back und schaute sehnsüchtig nach Gaarden hinüber. Aber was half’s, – kommt der Prophet nicht zum Berg, muß der Berg halt zum Propheten,- dachte wohl unser Hein Seemann und machte sich auf den Weg. Wie er es schaffte, weiß wohl keiner so genau, jedenfalls kam er anscheinend gut bei seiner großen Liebe an. Nun ging’s wieder jeden Tag, den Gott die alte „Hipper“ im Hafen liegen ließ, an Land. Per Straßenbahn, so sagt man, fuhr der Schwarzfahrer zum Hauptbahnhof, stieg hier um nach Gaarden um dann abends nach getaner Arbeit auf gleichem Wege wieder zurück zukehren. Rechtzeitig zum Ausscheiden vom Dienst, nichts ist ja den Mariners so heilig wie gerade dieser Dienst, war unser Schwerenöter dann wieder an Bord. Sobald die „Hipper” sich jedoch zum Auslaufen anschickte war auch unser Fördestrolch, wo immer er sich auch gerade herumtrieb, wieder an Bord.

Spätestens jedoch, wenn kurz vor dem Ablegen Signal mit dem Typhon gegeben wurde, kam Pisco mit dem Posten Pier über die Stelling gerannt. Einmal allerdings war wohl die Zeit doch zu kurz oder die Liebe zu heiß, von Pisco ward trotz mehrmaligem Signal nichts zu sehen. Die „Hipper”, bereits beim Hafenkommandanten abgemeldet, musste raus und machte sich auf den Weg zur Schleuse des Nord- Ostseekanals. Wie war jedoch die Überraschung groß, als in der Schleuse angekommen, der Bordhund wartend an der Schleusenkammer saß und, kaum daß der Dampfer richtig festgemacht hatte, schwanzwedelnd an Bord sprang. Ein schlechtes Gewissen mußte er dennoch gehabt haben, denn er verschwand mit hängenden Ohren sofort unter Deck!
Von der Tirpitzmole aus mußte er gesehen haben wie sein Schiff in Richtung Schleuse fuhr und machte sich sofort „full speed” auf den Weg dahin. Alle atmeten erleichtert auf, das Schiff hatte seinen Glücksbringer und „Pisco“ sein Schiff wieder.

Da ja bei der BUMA [= Bundes-Marine] alles geregelt ist, darf auch ein kleiner weißer Hund, zumindest nicht bei offiziellen Anlässen, nicht nackt wie Gott ihn schuf herumlaufen. Dafür gibt es ja schließlich die Kleiderordnung und die besagt „Erste Geige weiß oder blau“*1). Also bekam Matrose Seehund den für solche Anlässe vorgeschriebenen blauen Exerzierkragen, die „Erste Geige weiß“ trug er ja schon von Natur aus. Seiner neuen Würde voll bewußt und stolz wie ein Spanier, saß er bei der ersten Musterung neben seinem Betreuer.
Da ein Bordhund ja nun auch ein Marinesoldat ist, steht ihm zu gegebener Zeit auch eine Beförderung zu. Beim Kommandanten hierfür vorgeschlagen und bewilligt, wurde er dann bei der nächsten Gelegenheit vor angetretener Besatzung hoch offiziell zum Gefreiten befördert. Damit nun selbst die Zivilisten an Bord sofort erkennen konnten, welchen Dienstgrad der “Seehund” hatte, nähte ihm der Bordschneider an Back- und Steuerbord die goldenen Gefreitenbalken auf seinen Exerzierkragen.
Lange dauerte das Glück allerdings nicht, irgendwo zwischen Lome und Las Palmas schlug das Schicksal grausam zu. Drehte der Kerl doch plötzlich nicht nur einen Bolzen sondern deren gleich zwei! In einem unbewachten Augenblick stahl er dem Kommandanten das Hähnchen aus der Pantry, – oder war’s ein Schnitzel?  Auf jeden Fall Mundraub und nicht genug damit, gut plaziert setzte er irgendwann noch einen Haufen auf den Fußabstreifer vor der Kommandanten – Hütte.
So etwas kann nur mit Degradierung geahndet werden!

Vor angetretener Besatzung wurden ihm die goldenen Säuferbalken wieder abgenommen. Dies soll den armen Kerl so mitgenommen haben, daß er sich dem Suff ergab. Vor allem Bier, von dem in allen Decks ja genügend vorhanden war, konsumierte er gern und reichlich. So kam es, daß er des öfteren auch ohne Seegang mit Schlagseite durch die Decks schwankte, bis der Mannschaft per Befehl streng verboten wurde, ihm Alkohol zu geben.
Was schließlich aus ihm wurde, kann ich nicht sagen, soviel ich weiß hat ihn sein Betreuer mit ins Zivilleben genommen.
Ich hoffe, er hatte noch ein recht langes und schönes Hundeleben.

Der Text und die Bilder wurden von dem alten Hipper-Veteranen Horst Mayer zur Verfügung gestellt.

 

Vom Kameraden Willi Krahe erhielt ich nachfolgende Bilder von Pisco.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Kamerad Werner Dehne schrieb folgendes:

Habe hier noch ein Bild vom Bordhund Pisco von der SF Hipper.
Frisch geschorener Polarspitz, vor dem Auslaufen in die Tropen. Blieb, bis es wieder draußen warm war, im SAN Bereich.
Ein Polarspitz sieht aber sonst auch ganz anders aus

 

 

 

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*1) Erste Geige: Ausgehuniform der Marinesoldaten

 


 

Bordhund Berry

Die Geschichte vom Bordhund Berry des

 

 

S-Bootes Geier

 

 

 

Hallo Peter

1962 war auf dem Schnellboot Geier, vom 2. S-Geschwader in Wilhelmshaven, welches damals als Versuchsschiff in der Lürssenwerft in Vegesack lag, ein Bordhund namens Berry. Als der Geier 1963 mal wieder umgebaut wurde, kam Berry auf den Tender Elbe.
Wenn Du auf der Weilheim warst, hättest du ja Berry mal sehen müssen, den wunderschönen weißen, großen Spitz.

Berry mit Crew Mitgliedern der S-Boot Fahrer Unterkunft

Der ehemalige Obermaat Klaus Jakob vom 2. Schnellbootgeschwader P 6075 Boot „Habicht“ hat Nachfolgendes über Berry zu berichten:

Den Bordhund Berry vom S-Boot Geier kannte ich sehr gut, es war ein verrückter, hinterhältiger, aber liebenswerter und schöner Hund.

Der Zufall wollte es, dass die S-Boote Habicht und Geier zusammen in Bremen-Vegesack in der Lürsenwerft waren und ich ging mit Berry oft in meiner Freizeit an der Weser spazieren.

Aufpassen musste man, wenn man Nachts vom Landgang zurück kam und Berry an der Gangway lag, dann konnte er ganz schön giftig werden, wenn man an Bord wollte.

In Wilhelmshaven war Berry sehr bekannt.
Ich glaube, er war der einzige Hund in Schlicktown*2) der alleine Bus fahren konnte und nichts bezahlen musste. Er fuhr regelmäßig zwischen Hafen und Kaserne Ebkerige hin und her.
Wenn irgendwo eine Hündin läufig war, Berry war dann tagelang verschwunden.

Als ich 1967 meine Reserveübung auf S-Boot Geier machte, konnte ich über Berry nichts mehr erfahren. Der Geier war damals schon umgebaut.

So, das ist ein kleiner Beitrag von mir

Viele Grüße von Klaus Jakob

 

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*2) Schlicktown: scherzhafter Name für die Marinestadt Wilhelmshaven

 

März 1963 – Ende 1964 (?): Bordhund Berry zieht um auf den

 

 

Tender Elbe 2.SG aus Wilhelmshaven

 

 

Tender Elbe (Klasse 401) mit dem Takt.Nummer A61 wurde auf der Schlieker Bauwerft in Hamburg 1962 in Dienst gestellt. Der Tender wurde dem 2.Schnellboot Geschwader in Wilhelmshaven zugeteilt. Mit Wirkung vom 1. November 1970 sollte das Geschwader auf Befehl des Führungsstabes Marine in seinen neuen Heimathafen Olpenitz verlegen. Allerdings liefen erst im Dezember 1970 die ersten drei Boote und Tender ELBE in Olpenitz ein. Die restlichen Boote kamen nach Werftliegezeiten dann im Februar 1971 in Olpenitz an, wo sie durch den Befehlshaber der Flotte, offiziell begrüßt wurden.

Nun ist es amtlich, auch Tender Elbe hatte während der Wilhelmshavener Stationierungszeit 2 Bordhunde. Der 1. Bordhund war der weiße Spitz mit Namen “BERRY”.

Berry war der Bordhund vom S-Boot Geier und mußte wegen der Umrüstung des S-Bootes als ABC-Erprobungsträger leider von Bord des S-Bootes. Er kam im März 1963 an Bord und lebte dort bis Ende 1964??

Der Kamerad Bernd Twardogorski berichtet folgendes:

Hallo Peter,

Ich war 1963-1964 als TO33 auf Tender Elbe. Kommandant war KKpt. Mahrholz. Zu diesem Zeitpunkt war der Spitz Berry an Bord und unter den Fittichen eines HptBtsm (HB) – Seemännischer Dienst – Name Schütte oder ähnlich??

Über den weiteren Verbleib von Berry ist mir leider nichts bekannt. Eine Möve (oder so etwas ähnliches) flüsterte mir mal, Berry wäre irgendwann bei einem Sturm über Bord gegangen. Lege meine Hand dafür aber nicht ins Feuer.

Gruß aus G-Town (Göttingen) Bernd

 

Das nebenstehende Bild von Berry in erster Geige Blau ist von einem Patenstadtbesuch im Juni 1963 in Lauenburg.

Die Lauenburgische Landeszeitung hat den Besuch mit Berry festgehalten.

 

 

Lieber Peter,

zufälliger Weise bin ich auf Deine Bordhund Seite im Internet gestoßen. Ich selbst bin vom 06.01.1962 bis zum 08.02.1965 (mit einer Unterbrechung wegen eines Lehrganges in Holland) auf der Elbe als Maat/Obermaat gefahren. An diese Zeit erinnere ich mich sehr gerne zurück und natürlich auch an unseren Bordhund Berry.

Wann er an Bord gekommen ist, weiß ich allerdings nicht mehr. Der Smarting Oberbootsmann Hörning war jedenfalls sein Herrchen. Hier auch noch ein Bild von Berry vor seiner Hütte.

Vielleicht kannst Du es ja verwenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Landvogt

Wilhelmshaven

 


 

1963 – ? Bordhund Conny

 

vom

schnellen Minensuchboot „Orion“ M1053 des 1. MSG

 

(Erinnerungen aufgeschrieben von Hans Werner Guttkuhn [genannt Dackel] und Manfred König)

Kommandant der Orion war Kpt. Lt. Baar, er tolerierte die Haltung von Conny, einem Spitz.

Der Verantwortliche für Conny war „Fietsche“ Tiedke aus Essen, er hat sich rührend um die Hunde gekümmert. Er nahm Conny mit auf die Brücke, aber da sie keinen Seegang vertragen konnte, musste sie dann wieder zurück ins Achterdeck.

 

 

 

 

Conny hatte den Dienstgrad „Hauptgefreiter“, aber der Exkragen*3) mit den drei Streifen wurde nur zu Feiertagen und zum „Kirchgang“ (die Gesangbücher*4) hatten Henkel!) angelegt.

 

Und wie das auch im Hundeleben passiert, kam vom Nachbarboot „Spica“ ein Herr Balke vorbei und machte Conny zur Mama und das fünfmalig!

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun hatten wir die Bescherung! Wohin mit den knuddeligen Geschöpfen?

Die gingen dann für eine ganz kleine Gebühr (5 Kasten Bier) an andere Boote.

 

Als meine Bordzeit zu Ende ging, war die Conny noch da. Kann mir vielleicht jemand mitteilen, wie das dann mit der Conny nach 1965 weiterging?

 

 

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*3) Der Ex(erzier)kragen ist der große Kragen auf Matrosenblusen, der früher das Verschmutzen der Kleidung durch die gewachsten/geteerten Zöpfe der Matrosen verhinderte. tw. zur Erinnerung an drei große Seeschlachten mit drei weißen Streifen versehen.
*4) Als Gesangbuch oder Gebetbuch bezeichneten die Matrosen Scheuersteine, mit denen früher die Holzdecks geschliffen bzw. gereinigt wurden.


 

Puschkin, der Bordhund vom Landungsboot “Salamander”

In den 60ziger Jahren gab es auch beim  Landungsgeschwader in W’haven auf dem Boot Salamander einen Bordhund Namens “Puschkin”.

Er war ein kräftiger Spitz unbekannter Herkunft.

Puschkin war einer von vielen Bordhunden, die beim 2.Landungsgeschwader in W’haven zu Hause waren.

Die Geschichte von Puschkin, erlebt vom Puster Paul Jäkel:

Puschkin kam im Herbst 1962 an Bord. Wir lagen mit dem Salamander in Bremerhaven in der Werft, als eines Tages ein Heizer den kleinen Spitz an Bord brachte.

Er konnte nur wenige Wochen oder Tage alt gewesen sein.
Jedes Besatzungsmitglied hat dieses kleine, weiße Wollknäuel mit den dunklen Augen und der dunklen Nase  sofort ins Herz geschlossen. Ein Name war schnell gefunden.

An Bord waren sowohl Puschkin mit Kirsche als auch Whisky zwei beliebte Getränke.
Einen Whisky gab es schon auf der Gorch Fock, also nannten wir unseren Bordhund ”Puschkin”.

Während der Werftliegezeit war Puschkin die meiste  Zeit im Heizerdeck und bekam dort, wie es einem echten Seemann zusteht, sein Bier (in einem Aschenbecher) serviert.
Nach dem Ausdocken und der anstehenden Fahrt in die Nordsee kam die Frage auf:
Wohin mit Puschkin?

Ihn allein im Heizerdeck zu lassen kam nicht in Frage. Auf die Brücke?
Zu gefährlich für Mensch und Tier. Also blieb nur der Funkraum.
Der ist während der Fahrt immer besetzt und immer schön warm. So kam es, dass Puschkin seine erste Seefahrt bei mir im Funkraum verbrachte.

”Puschkin” auf seinem Lieblingsplatz unter dem Empfänger . . .

. . . denn auf dem Schreibtisch unter einem Empfänger wurde sein Lieblingsplatz. Solange er so klein war und unter den Empfänger passte, genoss er regelmäßig die Wärme, die der Empfänger abstrahlte. Als er größer wurde, versuchte er zwar weiterhin unter den Empfänger zu kriechen, musste mit zunehmendem Alter jedoch seinen Lieblingsplatz aufgeben.

Im Laufe der Zeit gewöhnte ich Puschkin an einen ganz bestimmten Pfiff. Wenn er den hörte, kam er sofort zu mir gelaufen. Er wusste dann, wir laufen aus, ich muss in den Funkraum.
Wir waren ein gut eingespieltes Team.

Im Frühjahr 1963 kam dann die Trennung. Ich wurde zum 7.Schnellbootgeschwader nach Kiel versetzt. Im  Sommer 1963 gab es noch einmal ein Wiedersehen. Der Salamander machte  schräg gegenüber von uns an der Tirpitzmole fest.

Ich wartete, bis  die Stelling ausgebracht war und pfiff wie früher.
Puschkin spitzte die Ohren und schaute in alle Richtungen.
Nach dem zweiten Pfiff sah er mich. Nun  gab es kein Halten mehr. Er rannte über die Stelling auf die Pier direkt zu mir aufs Boot. Er hatte mich also nicht vergessen.
Die Wiedersehensfreude  war auf beiden Seiten riesig.
Er sprang immer wieder an mir hoch und  konnte sich gar nicht beruhigen.
Das war meine letzte Begegnung mit Puschkin.

Mit besten  Grüßen
Paul und Dirk Jäkel

 

Bordhund Puschkin – Bier und Hosenbeine

Von unserem Bordhund habe ich folgendes zu berichten. Er war ein ältlicher schmutzig-weißer Spitz mit dem sinnigen Namen “Puschkin”. Von allen verwöhnt, verhätschelt, betatscht und versaut, war er gewiß schon etwas “denaturalisiert”. Außerdem haben sie dem armen Tier auch noch das Saufen beigebracht. Sehr gerne nahmen wir ihn öfters mit an Land, so konnte er sich dann endlich einmal so richtig auspinkeln und seine Tretminen nicht mehr überall an Bord verbreiten. Wenn wir dann irgendwo einkehrten, ließen wir uns einen sauberen Aschenbecher geben, der mit Bier gefüllt wurde. Nach zwei/drei Aschenbechern hatte er genug, sank auf den Bauch und ließ seine vier Pfoten nach allen Seiten abstehen. Die restliche Zeit mußten wir den schnarchenden Hund dann unter den Arm geklemmt mit uns herumschleppen, oder ihn eben mit dem Taxi an Bord zurückschicken, wenn er uns zu lästig wurde. Ich weiß, das war nicht nett, aber “Puschkin” soll uralt geworden sein und hat noch manche Nachfolgebesatzungen erfreut bzw. verschlissen. Herrchen oder Alphawolf war der am nächsten Stehende oder derjenige, der das leckerste Häppchen verteilen konnte.

Die Ruheplätze für unseren “Puschkin” an Bord wechselten häufig, je nach Geduld des jeweiligen Kojeninhabers, auf dessen Beinen er es sich gemütlich zu machen pflegte. Er lag dann dort wie ein zentnerschwerer Klotz am Bein, schränkte die ohnehin enge Bewegungsfreiheit noch mehr ein und verkürzte die Nachtruhe nicht unerheblich. Wenn man dann des Nachts ein dumpfes Bumsen, ein kurzes Jaulen hörte, wußte man ” aha” – Puschkin wurde irgendwo wieder einmal brutal aus einer Koje geschubst und wenn man “Glück” hatte, war man selbst der nächste Auserwählte.

 

Aufgrund seiner langen Bordzugehörigkeit – er hatte schon einige Vorgängerbesatzungen verschlissen – besaß “Puschkin” sogar einen von der Besatzung verliehenen militärischen Rang!! Er war “Hauptgefreiter” und damit gewissermaßen der Vorgesetzte von den meisten unserer Leute! Dies wurde kenntlich durch einen blauen Marineexkragen mit drei Rangstreifen an jeder Seite, den er zu offiziellen Anlässen in seiner Maskottchenfunktion immer um den Hals trug. An Land mitgenommen, legten wir ihm ab und zu seinen Exkragen um, womit er für einiges Aufsehen bei den “Landratten” sorgte.

Eine Vorgängerbesatzung hatte mit Puschkin folgende Erlebnisse. So tönte es einmal lautstark über den Decklautsprecher: Die gesamte Mannschaft in erster Garnitur heraustreten ins Ladedeck!“ Dies geschah immer zu offiziellen Anlässen, auch zu öffentlich verkündeten Disziplinarstrafen. Alle standen da in Reih und Glied, jeder auf seinem Platz, und harrten der Neuigkeiten, von denen niemand etwas genaues wußte. Der Alte erschien mit krampfhaft ernster Miene und dem 1.Offizier, aha, sicher ein Diszi für einen Befehlsverweigerer, Landgangüberschreiter oder sonstigen Frevel.
Nun wurde ”Puschkin” mit angelegtem Exkragen und an der Leine vom Bootsmann vorgeführt. „Wegen tätlichen Angriffs auf einen Vorgesetzten wird hiermit der Hauptgefreite ”Puschkin” zum Obergefreiten degradiert, zur Warnung und zur Läuterung aller!“, sprach der Alte mühsam den Ernst in der Stimme wahrend, unter glucksendem Gekicher aller so Gewarnten. Die Strafe wurde umgehend durch den Bootsmann vollstreckt. Mit eine Schere schnitt er dem freundlich schwanzwedelnden “Puschkin” je einen seiner Streifen vom Exkragen.

Das aufsässige Tier hatte zuvor die Hose des Alten ruiniert und ihm mit seinem lückenhaften Gebiß ein Triangel hineingerissen. Unglücklicherweise steckte der Kommandant aber noch in dieser Hose, der mit seinem abwehrend schlenkernden Bein das Übel dadurch noch verschlimmerte. Den wahren Grund der Puschkin-Attacke wußte niemand, ggf. senil-degenerative Erscheinungen, oder die ansteckende allgemeine Abneigung gegenüber den Kommandanten?
Starker Seegang, bei dem viele von uns grünlich im Gesicht wurden, war für unseren “Puschkin” erst recht kein Vergnügen. Nicht, daß sein weiß-schmuddeliges Fell grünlich wurde, sondern weil er sich mit seinen vier Pfoten nicht mehr so richtig festhalten konnte. Der einzige Ort, an den er sich bei schwerer See flüchtete und sicher fühlte, war die Brücke. Eine Zeit lang ging das gut und er rannte geduldig “bergab”, d.h. in die Richtung, in die das Boot sich neigte. An der einen Seite verharrend, bis das Boot den Höhepunkt seiner Neigung, gelegentlich bis über 30°, erreicht hatte. Krängte das Boot auf die andere Seite, tapp, tapp, tapp, bergab bis zum Schott;

einen Moment “Ruhe”, tapp, tapp tapp, wieder zurück,….usw….
Kurz bevor der arme Hund genug von seinem Wechseljogging hatte, bekam er einen glasigen Blick und sprang dann in seiner hilflosen Panik mit einem Riesensatz auf den Schoß des Rudergängers.”Puschkin” krallte sich wie eine Katze fest und war bis zum Abflauen des Sturms dort nicht mehr hinunterzubewegen. Der Rudergänger klammerte sich also mitsamt Hund auf dem Schoß, mit seinen Beinen an den Barhocker, mit einem Arm um ein durchlaufendes Rohr und mit dem anderen Arm versuchte er das Boot zu steuern;….nur im Zirkus gibt es bessere Nummern! Der Posten Maschinentelegraph war, wie oben bereits beschrieben, ohnehin nicht mehr zu gebrauchen und daher in diesem Moment nicht hundetauglich.

Puschkin und die Himmelfahrtstour 1968
Hier eine kleine Geschichte über Puschkin von einem Heizer der 1,5 Jahre auf Salamander gefahren und Puschkin sehr zugetan war

Das Foto zeigt den OGfr. Hans-Jörg Morell mit Heizer Kollegen, 1968 auf einer Himmelfahrtstour mit dem Hauptgefreiten Puschkin als stolzer Bootskäpten, in rasanter Fahrt durch unbekannte Gewässer. Jörg sagte, dass während seiner gesamten Dienstzeit auf Salamander der Puschkin immer an Bord war (Bis auf ein paar kleine Ausbüchser, von denen er aber immer wieder nach Hause fand.

Text und Bilder wurden von Willi Mantow, der 1965/66 auf LB- Salamander fuhr und seine Erlebnisse in einem Buch niederschrieb, für die Bordhunde HP zur Verfügung gestellt.

 

Puschkin auf dem Landungsboot „Krokodil“

In den 60/70ziger Jahren gab es auch beim Landungsgeschwader in W’haven auf dem Boot Krokodil einen Bordhund Namens “Puschkin“.
Puschkin soll dem Sagen nach der erste Bordhund im Landungsgeschwader gewesen sein
und bereits während der Schiffsübernahme im Herbst 1958 in Amerika an Bord von Salamander gekommen sein.
Auch hier haben wieder Story oder Seemannsgarn Pate gestanden.
Puschkin war einer von vielen Bordhunden, die beim 2.Landungsgeschwader in W’haven zu Hause waren.

Er war ein kräftiger Spitz, der vorher auf dem Landungsboot Salamander viele Jahre gelebt hat.
Bei der Außerdienststellung von Salamander, ergab es sich, das einige der Besatzungsmitglieder auf Krokodil versetzt wurden und diese brachten den Hauptgefreiten Puschkin mit.
So kam auch das Landungsboot Krokodil als 4. Boot im Geschwader zu einem Bordhund.

 

 

 

 

 

 

 

Hier ist Puschkin 1970 an Bord des Krokodil in bester Verfassung und Fellpflege.

 

 

 

 

 

 

 

 

Hauptgefreiter Puschkin mit Exkragen         Puschkin immer relaxed und wachsam,
fertig zum Landgang in die Landungs-         um als Hackenbeisser die Lords auf Trab
fahrer Kneipe “Krokodil” in Schlicktown.       zu halten.

Puschkin bei seiner Lieblingsbeschäftigung,           Ein alternder Playboy gibt zum Besten:
genußvoll eine Gerstenschorle zu genießen,       “Alle reden von der Liebe – ich nicht
wenn immer die Gelegenheit zum Landgang       ich praktiziere Sie”                                                 war.

 

Hier eine kleine Episode über Puschkin von dem Krokodil Fahrer Peter Neuhaus

Ich selbst war vom 1.1.70 – 31.12.70 auf dem Landungsboot Krokodil. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur noch 2 LSM (Krokodil und Eidechse) und der Bordhund Puschkin befand sich auf Krokodil! Puschkins Fell und besonders sein Schwanz hatte kaum noch Haare, aber auf seinem 1/2 Liter Bier aus dem Aschenbecher bestand er weiterhin.

Am nächsten Morgen war er dann schlecht gelaunt und wohl mit heftigen Kopfschmerzen geplagt.
Bei der Arbeitsverteilung biss er dann wahllos in die Beine eines jeden, den er erwischen konnte.
An eine Episode erinnere ich mich noch. Da er doch schon sehr alt war, wollten wir ihm das für ihn teilweise rauhe Bordleben ersparen.
Ein Obergefreiter, der ihn besonders mochte, nahm ihn deshalb bei seiner Entlassung mit nach Hause, um ihm noch einen schönen Lebensabend zu bereiten.

Es dauerte jedoch nur eine Woche, da stand dieser Obergefreite beim Einlaufen in den Hafen mit Tränen in den Augen an der Pier, um Puschkin wieder an Bord zu bringen. Er war wohl 150km gefahren, um uns zu finden. Puschkin hatte die Nahrungsaufnahme verweigert und hatte schwere Depressionen.
Offensichtlich brauchte er das rauhe Bordleben. Wohl deshalb rannte er dann auch wie verrückt über das Oberdeck und begrüsste jeden, den er traf, mit einem herzhaften Biss in die Wade.
Als ich entlassen wurde, war er noch gesund und munter.

 

Schiffs-Bilder von der „Krokodil“ sind von Ingo Zeitz.
Hundebilder von Ralph Bode: foto-presseservice@freenet.de
Text von Peter Neuhaus: peter.neuhaus@online.de