Schubkastendenken

Als Söffken bei uns einzog, war sie anfangs sehr verstört und ängstlich. Um ihr einen geschützten Rückzugsort zu bieten, hatte ich die beiden großen Hunde-Transportboxen vom Dachboden geholt und auf die Schnelle anstelle der normalen Hundebettchen in meinem Schlafzimmer aufgebaut. Die zweite war für Anton gedacht, damit kein Neid aufkommen sollte.
Nun waren die Boxen seit meinem Umzug noch nicht gereinigt worden und in den ersten Wochen nach Söffkens Ankunft war auch keine Zeit dafür gewesen.

Als nun endlich ein wenig Ruhe eingekehrt ist, will ich das also schnellstens nachholen. Außerdem hatte Söffken erst einmal mehrere leicht waschbare Deckchen in ihre Box bekommen, da unklar war, ob sie überhaupt stubenrein sein würde. Die kleine Motte war, davon mal abgesehen, auch mehr als dreckig hier angekommen. Inzwischen habe ich sie mit einer halben Flasche Hundeshampoo in eine hübsche Hundedame verwandelt und so soll auch sie jetzt ein schönes sauberes Kuschelbettchen bekommen.

Um die Boxen vernünftig zu reinigen, muss man sie schon auseinandernehmen. Den Anfang mache ich mit Antons Box, die häufiger benutzt und darum wesentlich schmutziger ist. Es ist schon eine echte Schrubberei und so mache ich, als sie dann endlich sauber ist, vor dem Zusammenbau ein kurzes Päuschen, um etwas zu trinken. Anton und Söffken laufen die ganze Zeit über etwas derangiert herum und inspizieren neugierig das Schlafzimmer, weil ja nun anstelle ihrer gewohnten Boxen im Schlafzimmer die reinste Baustelle ist. „Naja,“ denke ich, „das Stündchen, bis alles wieder blitzsauber ist, werden sie wohl aushalten können.“

Ich gehe also zurück und fange an, Antons Box wieder zusammenzubauen. Dabei höre ich die ganze Zeit, wie irgendwo hinter mir einer die ganze Zeit über herumrumort. Seltsam. Ich sehe keinen von den beiden. Nachdem ich die Box also wieder zusammengesetzt habe, rufe ich den Anton, damit er seine frisch gemachte Box „begutachten“ kann. Keine Reaktion. Ich rufe nochmal „Aaanton!!!“ Nix rührt sich. Plötzlich wieder das seltsamen Rumoren. Es kommt von meinem Hochbett (Ich habe ein sehr hohes Bett mit Schubkästen darunter für Bettwäsche).
Ich gucke unter das Bett, weil ich denke, dass Anton vielleicht unter mein Bett gekrabbelt ist und sich hinter den Schubkästen versteckt hat. Da ist er aber nicht. Komisch…

Ich gucke in der ganzen Wohnung, wo er wohl sein könnte und rufe nach ihm. Vergeblich…

Also wieder zurück ins Schlafzimmer und nochmal unterm Bett nachgucken. Nix.

Irgendwie fällt mein Blick durch den schmalen Spalt oberhalb der Schubkästen – das gibt’s doch nicht!!!
Da räkelt sich der Schlingel doch tatsächlich wohlig in (!!!) meiner Wäsche-Schublade, hat es sich dort so richtig gemütlich gemacht und guckt mich an…? Und ich könnte wetten, dass er still in sich hineinkichert!

Wie so oft, weiß ich mal wieder nicht, ob ich nun schimpfen oder doch besser lachen soll. Eigentlich müsste ich ja mit ihm schimpfen – kann ich aber vor Lachen gar nicht. Und leider hab ich auch grad keinen Fotoapparat hier, um seinen Blick aus dem Wäschekasten für die Nachwelt zu erhalten.

Brav und vermutlich wenig schuldbewusst kommt der Lümmel natürlich gleich herausgekrabbelt, knabbert mir, weil ich auf dem Boden sitze, liebkosend am Ohr herum und geht dann in seine saubere Box.

Mal ehrlich: Wer denkt denn, dass er seinen Großspitz in der Wäsche-Schublade suchen muss?

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