Kann ein Spitz apportieren?

Kann ein Spitz Bälle oder Frisbeescheiben apportieren?

Klare Antwort: Ja!

Wenn Sie diese Frage in den sozialen Netzwerken stellen, werden Sie mit Sicherheit fast immer ein „Ja, natürlich!“ zur Antwort bekommen, gefolgt von etlichen begeisterten Geschichten, Bildern, Filmchen usw.

Aber:

Es gibt viele Spitze!

Nur ein Deutscher(!) Spitz wird nicht apportieren – alle anderen sehr wohl!

Es kann durchaus sein, dass er, wenn Sie einen Ball werfen, den auch holt und Ihnen bringt. Vielleicht macht er das auch noch ein zweites oder sogar ein drittes Mal. Spätestens beim vierten Mal bleibt er ungerührt stehen, sitzen oder liegen und wird sich auch zu weiteren Aktionen dieser Art nicht mehr animieren lassen.

Typische Apportier-Technik eines
Deutschen Spitzes… 😉

[Foto: T. Klüh]

Er hat das ein paar Mal gemacht, weil es ja zu seinen angezüchteten Aufgaben gehört, das Hab und Gut seines Besitzers zu schützen. Selbstverständlich gehört dazu, dass er sich kümmert, wenn er bemerkt, dass sein Besitzer etwas verliert. Entweder macht er Sie dann darauf aufmerksam (z. B. indem er Sie anstupst) oder, da er einen ausgeprägten Ordnungssinn hat, holt er den Gegenstand und bringt ihn zu dem Platz zurück, auf den er seiner Meinung nach gehört, bzw. zu Ihnen. Spätestens beim vierten Mal aber hat er verstanden, dass Sie das absichtlich wegwerfen und damit ist für ihn klar, dass Sie das nicht mehr haben wollen.

Dass ein Deutscher Spitz nicht apportiert, liegt daran, dass Bälle, Frisbeescheiben, Stöckchen und Ähnliches für die meisten Hunde eine Ersatz-Beute darstellen, die es zu fangen gilt. Da der Deutsche Spitz aber keinen Jagdtrieb hat, fehlt ihm auch dieses Beutefangverhalten! Da können Sie sich Fransen an’s Maul quatschen, einen Kopfstand machen oder was auch immer – Sie werden die geworfenen Stöckchen allesamt selbst wieder zurückholen müssen oder halt liegen lassen.

Dass es trotzdem so viele begeisterte Berichte, Filmchen usw. über apportierende Spitze gibt, liegt daran, dass es eben nicht nur Deutsche Spitze gibt, sondern – aus anderen Ursprungsländern – etliche andere Spitzrassen, die teilweise sogar für ganz spezifische Jagdzwecke gezüchtet werden. Beispielsweise der Finnenspitz zur Vogeljagd oder der Elchhund (sieht fast aus wie ein sehr großer Wolfsspitz) zur Jagd auf Elche. Samojedenspitze sind Schlitten- und Jagdhunde – Lapphunde Treib- und Jagdhunde (Treibhunde sind Hütehunde, die die Tiere zusammen- oder in eine bestimmte Richtung treiben). Sie alle gehören aber zur großen Gruppe der Spitze!

All diese begeisterten Berichte beruhen also darauf, dass die Besitzer entweder einen dieser ausländischen Spitze besitzen oder man ihr Unwissen über die Eigenschaften des Deutschen Spitzes ausgenutzt hat, um ihnen einen Mischling zwischen Deutschem Spitz und z. B. einer der ausländischen jagenden Spitzrassen anzudrehen, die für den Ungeübten/Unwissenden oft zum Verwechseln ähnlich sehen.

Da die Ahnentafeln der Hunde von den Zuchtvereinen zwar abgestempelt, aber so gut wie nie überprüft werden, kann man natürlich völlig problemlos z. B. jagende ausländische Spitze, weiße Schäferhunde usw. einkreuzen und die Mischlinge als „reinrassige Deutsche Spitze“ verkaufen. (Und das gilt auch keineswegs nur für Spitze…)

Es handelt sich bei diesen so fleißig apportierenden Hunden also zwar vielleicht um Spitze oder Spitz-Mischlinge, aber eben nicht um Deutsche Spitze!

Leider glauben viele Leute das aber inzwischen, weil Sie entweder nicht verstanden haben oder es sich selbst nicht eingestehen woll(t)en, dass sie schlicht und ergreifend übers Ohr gehauen wurden!

Manchmal fangen solche Mischlingsbesitzer in der irrigen Annahme, einen richtigen Deutschen Spitz zu besitzen, allerdings auch an, selbst zu züchten und tragen damit nicht nur zur Verbreitung der Mischlinge, sondern auch ihres eigenen Unwissens bei…

Ich stehe dazu, dass ich noch aus einer Zeit stamme, in der man eine Hunderasse nicht daran erkannt hat, was auf irgendeinem beigefügten Zettel stand. Man hat einfach gelernt, wie sie aussehen und wie sie sich verhalten. Aus diesem Grund ist z. B. dies

für mich nicht ein besonders großer und prachtvoller Dackel, sondern ein Kangal. Ein Dackel (Teckel) sieht nämlich beispielsweise so aus:

 

 

 

 

 

Das ändert sich auch nicht, wenn der linke Hund VDH- oder sonstige „Papiere“ hat, auf denen stehen sollte, dass er ein reinrassiger Dackel wäre. Und…

ein apportierender, Spuren suchender oder jagender Hund ist kein Deutscher Spitz!

Lassen Sie sich keinen Bären aufbinden. Auch, wenn Sie ihn noch so hübsch finden mögen:

Ein Bär bleibt ein Bär!