„Hundepsychologie“

Beim Stöbern im Netz fand ich Folgendes:

[Originaltext und Originalbilder!]

Was Hunde an ihren Menschen stört!

[…]

Umarmungen stressen Hunde

Oft sieht man Fotos, auf denen Kinder oder Erwachsene ihren Hund ganz fest an sich drücken und voller Liebe innig umarmen.

Für uns Menschen mag es schön sein, so geknuddelt und gedrückt zu werden, doch für Hunde bedeutet es Stress.

Sie tolerieren es zwar meistens, wenn sie gut erzogen und sozialisiert sind, dass Personen aus ihrem Umfeld sie umarmen, aber mögen tun sie es trotzdem nicht.

 

 

 

 

Die Umarmung engt den Hund in seinem Freiraum ein und hat für ihn etwas Bedrohliches, zumal Hunde untereinander nur ihre Pfoten oder Vorderbeine auf einen Artgenossen drücken, wenn sie diesen dominieren wollen.

Das soll heißen, was für Menschen liebevolle Nähe ist, bedeutet für Hunde eine Form der Aggression und Dominanz.

Beobachtet man in einer solchen Situation Beschwichtigungssignale oder Zeichen der Anspannung und Unruhe beim Hund, wenn ihn jemand umarmt, muss man die Situation rasch beenden, bevor durch ein Missverständnis noch ein Unfall passiert, weil der Hund glaubt, sich verteidigen zu müssen.

 

Anmerkung:

Um herauszufinden, was Hunde bei einer Umarmung wirklich fühlen, holte sich der Psychologe Stanley Coren nicht etwa zahlreiche Halter und Vierbeiner in seine Praxis, sondern nutzte lediglich das Internet. Über die Suche nach Bildern, die Hunde und Halter in umarmter Pose zeigen, wollte er mehr über die Emotionen des Hundes herausfinden.

Letztlich betrachtete er ganze 250 Bilder von Hunden und Menschen, bei denen Kopf, Gesicht und Körper des Hundes gut erkennbar waren. Zusätzlich war es ihm wichtig, dass die Tiere bei der Umarmung auf dem Boden saßen oder standen, da auch das Hochheben für zusätzlichen Stress sorgen kann.

Stanley Coren legte ein besonderes Augenmerk auf die körperlichen Signale der umarmten Hunde

Anhaltspunkte, die für Stress sprechen, waren:
Wegdrehen des Kopfes, vollständige oder teilweise Schließen der Augen, Augenaufreißen, sodass das Weiße rund um den Augapfel zu sehen ist, Anlegen der Ohren, Hecheln, Lecken des Gesichts und der Lippen des Menschen.


Sind Signale dieser Art bei einem Hund zu beobachten, so liegt es nahe, dass er sich mit der aktuellen Situation nicht wohl fühlt und sich gerne daraus befreien möchte.

Die Erkenntnisse, die Stanley Coren aus seiner Bildrecherche gewann, sprachen eine deutliche Sprache. So zeigten ganze 82 Prozent der gezeigten Hunde wenigstens eines der Stress-Anzeichen. Nur acht Prozent der Tiere genossen den engen Körperkontakt und zehn Prozent zeigten eine neutrale Gestik und Mimik, die nicht auf Anhieb zu verstehen war.

[…]


Zitatende

 

Richtig ist:

Komm in meine Arme!

Auch für Hunde ist eine Umarmung keineswegs völlig unnormal oder unverständlich und wird auch nicht grundsätzlich als unangenehm, einengend oder sogar bedrohlich empfunden.

Das gilt sowohl im Umgang mit Hunden, als auch mit Menschen. Für den Hund ist vielmehr entscheidend. WER ihn umarmt!!!

 

Gerade Spitze mögen normalerweise nicht wirklich den Körperkontakt mit anderen Menschen als ihren Besitzern, bzw. den Angehörigen der eigenen Familie und können da auch ausgesprochen unwirsch reagieren. Das gilt aber eben nur für mehr oder weniger Fremde!

Denn:

Meine Hunde haben sich unzählige Male regelrecht in meine Arme hineingequetscht und das im höchsten Maße genossen! Und es sollte mich schon sehr wundern, wenn ausgerechnet die acht Prozent der oben erwähnten Hunde bei mir gelandet sein sollten!

Griepto lacht sich schlapp

Interessanterweise ist dieser Artikel dann garniert mit Fotos lächelnder Hunde!

Wie Dr. Dorit Feddersen-Petersen in einer Studie nachweisen konnte, kopieren Hunde das menschliche Lächeln (und auch Grinsen!) und setzen es bewusst und gezielt in entsprechenden Kontexten ein, um dem Menschen ihr Wohlgefühl mimisch zu kommunizieren.

Dazu entblößen sie häufig die Zähne ohne jeglichen aggressiven Sinnzusammenhang. Sie zeigen ihr Lächeln besonders in Begrüßungssituationen oder bei Spielaufforderungen gegenüber ihren Menschen, nicht aber gegenüber ihren Artgenossen.

Das hündische Lachen ähnelt dem menschlichen deutlich. Trotzdem ist es mit drohendem Zähnefletschen nicht zu verwechseln, denn während drohendes Zähnefletschen mit starker Anspannung und Fixierung des Gegenübers einhergeht, bleibt der Körper des Hundes beim Lachen völlig entspannt, teilweise wedelt der Hund auch mit der Rute, fixiert nicht und gibt ggf. auch hohe, fast quietschende Laute oder Beller zum Besten.

[Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen: Ausdrucksverhalten beim Hund; Mimik und Körpersprache, Kommunikation und Verständigung; Kosmos; 2008; ISBN-13: 978-3-440-09863-9]

Die abgebildeten Hunde fühlen sich also nicht nur sauwohl in dieser Umarmung – sie zeigen es auch deutlich!

Und das Lecken des Gesichts und der Lippen des Menschen ist keineswegs ein „wichtiges“ Stress-Signal! Lediglich das Lecken der eigenen Lippen kann (nicht muss!!!) ein Ausdruck von Aufregung sein und Aufregung ist keineswegs das Gleiche wie Stress!

Vielmehr ist dies eine genetisch angelegte sog. Futterbettelgeste bei Caniden, mit der am Bau zurückgebliebene Welpen und Jungtiere die von der Jagd zurückgekehrten erwachsenen Tiere begrüßen und zum reflektorischen Erbrechen (im Magen) mitgebrachten Futters bringen!

Vielleicht hätten Herr Stanley Coren und Frau Barbara Csery besser einfach erst einmal Hunde und deren Anverwandtschaft gründlich beobachten (bei manchen Leuten reichen selbst 250 Fotos nicht aus!) und sich über sie informieren sollen (wie dies bei seriösen Studien zur Fehlervermeidung üblich ist, siehe Fragebogen zur o. g. Studie „Können Haushunde lächeln?“), bevor sie sich da so pseudofachlich zu diesem Verhalten äußern!

Wenn man nämlich nur das reine Foto betrachtet, ohne den dazugehörigen Kontext zu kennen, kommt es nicht selten zu folgenschweren Fehlinterpretationen. So ist beispielsweise auf dem nebenstehenden Foto keine hochaggressive Beißerei zu sehen, sondern das ausgelassene Spiel von Banja und Griepto!

Auch die Lautäußerungen von Hunden können nur allzu leicht völlig falsch verstanden werden! So wird das Bellen von Hunden von vielen Leuten als aggressiv eingestuft, obwohl es unzählige Arten des Bellens gibt: Als Spielaufforderung, als Information an den Besitzer, aber natürlich auch als Abwehr von Bedrohungen und vieles mehr! Und nicht nur unter meinen eigenen Hunden waren einige, die vor lauter Wonne wohlig gebrummt haben – sondern auch von etlichen anderen Hundebesitzern wurde mir das berichtet. Genau dieses Brummen wird aber unglaublich oft mit aggressivem Knurren verwechselt und somit als das genaue Gegenteil dessen eingestuft, was es in Wirklichkeit ist! Gründlicher kann man seinen Hund gar nicht missverstehen!

Es gibt durchaus auf dieser Seite auch die eine oder andere richtige Anregung – beispielsweise zum Frisieren, Schminken von Hunden und Ähnlichem und – dummerweise sind es meist weniger die dort angesprochenen Kinder, denen man erklären sollte, dass Hunde nicht gern verkleidet werden möchten, sondern vielmehr die erwachsenen (?) Hundebesitzer, die den Hunden Mäntelchen, Geschirre, Halstücher usw. aufzwingen.

Man sollte man es einfach nicht übertreiben mit der Hundepsychologie…

(…oder sich alternativ vornehm zurückhalten, wenn man schon keine Ahnung hat!)