Ich war mit meinem Sohn Jan bei meinen Eltern zu Besuch. Es war Sommer und eine wunderbare Zeit, um spazieren zu gehen, zu baden und zu relaxen.
Für Jan war ein Besuch bei seinen Großeltern ohnehin eine willkommene Abwechslung. Er freute sich, seinem Opa bei der Vorbereitung des Kaminholzes für den Winter oder bei der Gartenarbeit zu helfen und machte sich auch gern auf dem großen Grundstück und im Haus selbständig. Er war nie so sehr der „Kuschel-Typ“, sondern entsprach immer eher dem Typ des auf die Welt neugierigen und äußerst kreativen Nestflüchters. Einerseits freut das eine Mutter natürlich – andererseits ist es auch manchmal höllisch anstrengend. Ich könnte da Geschichten erzählen… 😉
Ich lag also auf einem Liegestuhl in der Sonne und genoss es, endlich mal wieder ein Buch lesen zu können. Meine Mutter und ich hatten am Vormittag einen Kuchen gebacken und nun hatte sie Kaffee gekocht. Also stand ich auf und wollte meinem Vater und Jan Bescheid sagen, dass sie nun gleich zum Kuchenessen kommen sollten.
Zu meiner großen Verwunderung fand ich aber nur meinen Vater. Allein. Wo Jan war, wusste er auch nicht. Wir begaben uns also auf die Suche. Sofort hatte ich größte Sorge, dass er vielleicht ins Schwimmbecken gefallen sein könnte, obwohl das Schwimmbad abgeschlossen war – er hätte ja vielleicht irgendeine Gelegenheit ausgenutzt, an den Schlüssel zu kommen. Glücklicherweise war er dort nicht. Er war auch nicht in der Sauna, nicht im Schuppen, nicht im Pferdestall, nicht in der Garage…
Wir suchten in der Räucherkammer, im Heizkeller, in sämtlichen Zimmern, guckten unter die Betten und in alle Schränke. Von meinem Sohn war keine Spur zu entdecken.
Nun hatten wir die Idee, dass er vielleicht versuchte, mit uns eine Art Versteckspiel zu spielen und so beschlossen wir, die Suche noch einmal zu wiederholen und uns dabei aus den verschiedenen Richtungen aufeinander zu zu bewegen.
Wir fanden ihn nicht. Und wie sich wohl jeder lebhaft vorstellen kann, der schon einmal einen Dreijährigen vermisst hat, waren meine Eltern und ich mit den Nerven völlig am Ende. Meine Mutter und ich waren den Tränen nahe…
Nun ging mein Vater üblicherweise nachmittags noch eine Runde mit Rex spazieren und so schaute er, trotz der ganzen Aufregung, natürlich nach dem Hund.
Und da kam doch tatsächlich nicht nur der gute Hund aus seiner Hundehütte, sondern auch mein verlorener Sohn kam hinterdrein!
Er hatte sich ganz spontan in die Hundehütte gelegt und als Rex dazukam, an diesen gekuschelt.
Weil es so gemütlich war und er vom Spielen müde, war er einfach eingeschlafen.
Und da Rex vor ihm lag, war er beim Blick in die Hundehütte auch von außen nicht zu sehen gewesen!