Als unsere da Vinci ungeplanterweise Mutter geworden war, wollten wir die Herrschaften eigentlich aus unserem Wohnzimmer ausquartieren, weil wir nicht die Absicht hatten, ständig mit Wischlappen und Teppichschaum hinter den Katzenkindern her zu feudeln. Es war Sommer und das Wohnzimmer grenzte unmittelbar an die Terrasse. Mein beiden Söhne fanden, dass die dann schon ein angemessenes Katzenhäuschen bräuchten und so bastelten und bemalten sie mit viel Liebe ein hübsches Katzenhaus aus dicker Pappe.
Die Kätzchen ihrerseits fanden das zwar kurz interessant, aber als ihr neues Zuhause wollten sie es keineswegs ansehen. Zumal auch ihre liebe Mutter da Vinci abends immer die ganze kleine Meute nach Hause ins Nestchen unterm Beistelltischen beorderte. Wir hatten also keine Chance.
Dennoch blieb das bunte Häuschen auf der Terrasse stehen, immer ein Näpfchen mit Baby-Katzenfutter und ein Schälchen mit Wasser dabei.
Irgendwann war mir das Häuschen zu weit zu unserer Sitzecke gerutscht und ich wollte es wieder an die Seite schieben. Dabei fand ich es allerdings unerwartet ziemlich schwer. Die Kätzchen waren allesamt im Wohnzimmer unterwegs. Also lugte ich vorsichtig in das Häuschen und was fand ich da? Eine riesengroße dicke Igelin! In meinem Leben habe ich noch keinen so großen Igel gesehen. Und so hatte ich auch eine Erklärung, warum das Katzenfutter, egal wie viel abends noch in dem Schälchen war, morgens immer restlos verputzt war.
Da wird Frau Igel sich morgens vor dem Schlafengehen noch ein kleines Betthupferl gegönnt haben, nachdem sie in unserem Garten gründlich unter den Käfern und Schnecken aufgeräumt hat.
Während mein lieber Nachbar, der den Rasen immer mit der Nagelschere geschnitten hat und mit viel Mühe überall kleine Pflänzchen gezogen hatte, ständig vor kahlgefressenen Blumenstängeln stand und sich ärgerte, fand ich trotz zweier kleiner Tümpelchen im Garten nicht ein einziges angefressenes Blatt. Oft stand er kopfschüttelnd am Zaun und verstand die Welt nicht mehr, weil auf seiner Seite des Zaunes nur noch kahle Erde war und 10 Zentimeter daneben, auf meiner Seite, grünte und blühte alles üppig.
Die fleißige und wohlgenährte Untermieterin des Katzenhauses habe ich ihm allerdings verschwiegen. Und das Betthupferl hat sie auch weiterhin bekommen…