Viele Tiere haben vor Silvesterkrachern Angst.
Immer wieder ergreifen Tiere zu Silvester in Panik/Todesangst die Flucht und finden nicht mehr zurück oder werden überfahren. Und immer wieder sieht man leider zu Silvester auch Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, die sich einen Spaß (?) daraus machen, solche verängstigten Tiere oder Tiere, die in Zwingern solcherart „Spielchen“ hilf- und wehrlos ausgeliefert sind, noch verstärkt zu quälen, indem sie sie mit Feuerwerkskörpern bewerfen. Aber auch, wenn man seinen Katzen zu Silvester Hausarrest erteilt und die Hunde an der Leine behält, ist es sinnvoll, ein Gegentraining zu versuchen, selbst, wenn es nicht immer von Erfolg gekrönt ist.
Auch Griepto gehörte zu den Hunden, die eine höllische Angst vor diesen Krachern haben. Also kaufte ich immer schon am 30. Dezember eine Blutwurst und schnitt sie in viele kleine Schnipsel. Nun ist Blutwurst natürlich für jeden Hund an sich schon ein Leckerbissen der besonderen Art – bei uns potenzierte sich das dadurch noch einmal, dass es grundsätzlich weder Wurst, noch anderes „Menschenfutter“ (also gewürzte Speisen) für die Tiere gibt. Ich selbst habe mir natürlich dann gleich auch ein paar Scheibchen gegönnt, damit auch jedem (Hund) nochmal bewusst wurde, dass es sich dabei um absolutes „Chef-Essen“ handelt.
Erwartungsgemäß ging bereits am Silvester-Nachmittag die Kracherei los und ich hatte schon meine „Geheimwaffe“ in einer Plastiktüte in der Tasche. Ziel war, das Krachen mit etwas Positivem, also der Blutwurst, zu verbinden. Gesagt – getan. Von der mich umgebenden, wenig dezenten Geruchswolke nach Blutwurst animiert, ward ich also am 31. Dezember ständig von der ganzen Hundemeute belagert und auf Schritt und Tritt verfolgt, als der erste Kracher losging.
Schwuppdiwupp! hatte ich die Blutwurst in der Hand und jeder Hund bekam ein Stück. Schon war die Aufmerksamkeit bei mir. So ging das nun den ganzen Abend und die Aufregung über die Knallerei wich immer mehr der Freude über die leckeren Blutwurststückchen. Irgendwann war die ganze Bande so mit leckerer Blutwurst abgefüllt, dass keiner mehr Lust hatte, sich über die Böller aufzuregen und zu bellen. Wir gingen alle ruhig schlafen.
Der Neujahrsmorgen kam.
Wir wachten auf, machten unsere Morgenrunde und ich frühstückte gemütlich. Irgendwann so gegen 10 Uhr waren die ersten Kinder unterwegs, um Fehlzünder zu suchen und anzuzünden. Also ging das Spiel von vorne los.
Während die anderen Hunde mir wie am Silvesterabend nicht von der Seite (mit der Blutwurst) wichen, war Griepto ins Wohnzimmer gegangen. Ein Böller ging hoch, Alles bellte, Giepto kam aus dem Wohnzimmer gefegt, ich verteilte Blutwurst und dann war Ruhe. Das wiederholte sich einige Male.
Dann plötzlich bellte Griepto los wie der Teufel und führte sich auf, wie bei den Krachern. – aber Halt! – irgendwie war ich mir gar nicht sicher, dass ich überhaupt einen Knall gehört hatte. Okay – vielleicht hatte ich ja auch mal einen überhört. Ich bin ja auch nicht fehlerlos. Also verteilte ich brav die Blutwurst.
Dann ging ein Kracher hoch – das gleiche Spiel. Natürlich bestärkte mich das in der Annahme, ich müsse das vorher einfach überhört haben.
Noch ein Kracher…
noch einer…
… dann – hatte ich wieder etwas überhört?
Noch ein Kracher…
und noch einer und …
… jetzt war ich mir fast sicher, dass gar kein Kracher explodiert war!!!
Jetzt achte ich aber darauf!
Und tatsächlich! Ganz plötzlich! Griepto bellte wie verrückt, führte seinen bekannten „Affenzirkus“ auf, sprang wütend in Richtung Wohnzimmerscheibe, drehte sich bellend wie wild im Kreis und kam anschließend zu mir gerannt, um sich seine Blutwurst abzuholen!
Und Nichts! – absolut Nichts war gewesen!!!