Sofie (Söffken)

Spitznamen: „Motte“, „Schreckschraube“ und „Uschi“ (. . . hat die Haare schön!)

Nachdem Anton nach dem Tod seiner Mutter fast drei Wochen so gut wie nichts gefressen und ich nur noch einen Hund mit hängendem Kopf und hängender Rute hinter mir hergezogen hatte, wollte das Schicksal wohl, dass ich einen Link, den mir vor langer Zeit jemand geschickt hatte, den ich aber nie angeklickt hatte, einfach mal angeklickt habe und Schwupps! auf einer Seite landete, auf der eine süße achtjährige Mittelspitzin superdringend ein neues Zuhause suchte…

Nach langer Reise endlich angekommen: Ein kleines Aschenputtel!

Da ich nicht mehr die Jüngste bin, wollte ich keinen Welpen mehr aufnehmen – aber eine Hündin im gleichen Alter wie Anton? Das war eigentlich die ideale Lösung, um meinen unglücklichen Schwerenöter wieder aufzumuntern!!! Ein kesses Mädel, mit dem er dann gemeinsam alt werden kann. Ich setzte alle Hebel in Bewegung und am 6. August 2017 trudelte dann hier ein:

Söffken

(Söffken ist die westfälische Koseform von Sofie = die Wissende)

Ein paar Tage lang hatte die Kleine „Minna“ geheißen.

Nachdem sie erstmal einen Mini-Spaziergang zur Erledigung ihrer „Geschäftchen“, Wasser und einen kleinen Willkommens-Snack bekommen hat, musste sie zunächst auch hier wieder in eine (allerdings riesige) Transport-Box. Dummerweise war sie nämlich gerade pünktlich zum Umzug läufig geworden und zum Einen war sie durch die lange Reise sowieso unglaublich verstört und zum Anderen war sie doch wesentlich kleiner als angekündigt und hätte sich deshalb gegen den wesentlich größeren Anton, der sie natürlich sofort bedrängen wollte, absolut nicht durchsetzen können. In der Box hatte sie also einen gemütlichen Rückzugsort und konnte in aller Ruhe die neuen Geräusche, Gerüche usw. kennen lernen.

Son Schietwetter!!!

Da sich gleich am nächsten Tag (beim ersten Bürsten) zeigte, dass sie trotz des Spot-On, das sie in der Pflegestelle bekommen hatte, diverse Untermieter beherbergte, wanderte sie gleich am übernächsten Tag in die Wanne, wurde gefönt und gebürstet. Das war ihr zwar anfangs nicht ganz geheuer – aber das Eis war schnell gebrochen, als sie merkte, dass so eine Massage mit Fön ganz angenehm ist. Als ich das Ganze nach 2 Tagen noch einmal wiederholen musste, räkelte und aalte sich die kleine Motte gleich wohlig vor dem Fön und hat sich dabei den 2. Spitznamen „Uschi“ verdient!   😀

Die neue Sofie – ganz schick im noblen „Damensitz“

Schon erstaunlich, was für eine hübsche Diva sich aus so einem kleinen Aschenputtel entwickeln kann!

Und weil sie nicht mehr viel gemeinsam hatte mit der Minna, die hier angekommen war,  wurde dann aus der Minna ein Söffken.

Ein kleines bisschen ist noch von Söffkens Augenentzündung zu sehen, aber auch das sollte bald Geschichte sein.

Das Dream-Team

 

 

 

 

Nachdem Sofie und Anton auf sehr friedliche Art und Weise durch gegenseitiges Austricksen geklärt hatten, wer von beiden „das Sagen“ hat, wuchsen die beiden schnell zu einem wirklichen Dream-Team zusammen. 

Auch wenn Anton – zu meiner Verwunderung – den Ton angibt, so hat Sofie doch die Rolle der „grauen Eminenz“. Im Klartext: Wenn sie irgend etwas erreichen will, so versucht sie gern, den Anton entsprechend zu instrumentalisieren. Und so ein gutmütiger Kerl, wie er nunmal ist, macht er das sogar meistens mit. Meistens heißt: Nicht immer! Wenn sie nämlich versucht, ihn gegen andere Hündinnen aufzubringen (und das versucht sie gern), springt Anton dummerweise nicht darauf an. Schließlich weiß er, wie man sich als Kavalier gegenüber anderen Hunde-Damen zu benehmen hat.

Die meisten Ängste hat sie inzwischen abgelegt. Manches braucht halt seine Zeit. Und ein paar Macken… Nun, haben wir die nicht alle?

Wo sie anfangs vor jedem Auto in Panik geriet, fährt sie heute für ihr Leben gern mit dem Bus. Einmal ist sie sogar in einem unbeobachteten Augenblick einfach blitzschnell in einen Bus eingestiegen, hat sich an den Füßen der Einsteigenden vorbeigedrängelt und ich musste die zeternde und strampelnde Sofie zum großen Amüsement des Fahrers und der Fahrgäste wieder herausholen. Zum Glück war sie an der Leine und so musste ich der nur folgen. Und „Wehe!“, wenn ein Bus irgendwo hält und wieder losfährt, ohne sie vorher einsteigen zu lassen. Dann bellt sie Zeter und Mordio. (Die meisten Leute denken dann, sie könne keine Busse leiden und wenn ich das erkläre, lachen sich alle schlapp.)

Bus verpasst

Ein ursprünglich extrem schreckhaftes Hunde-Mädel (daher der Spitzname „Schreckschraube“), das schon vor Angst zu zittern anfing, wenn man nur eine Schranktür offnete, soweit zu bringen, dass man mit ihr „clickern“ kann, war allerdings eine echte Herausforderung. Eine, die wir aber auch inzwischen gemeistert haben.

Das Leben ist schöööön!

Die kleine Motte ist auch die personifizierte Neugier. Wenn uns Leute entgegenkommen, die sie noch nicht kennt und gehen vorbei, dann dreht sie auf der Stelle um, geht ihnen (meist unbemerkt) hinterher, beschnüffelt deren Füße oder Tasche und kommt dann wieder zu uns.

Tja – sie hat es faustdick hinter den kleinen Ohren!

So muss ein Spitz sein!

 

 

 

 

 

Antons Tod hat das Söffken schwer getroffen – sie hat nicht mehr gefressen, war bis auf die Knochen abgemagert und phasenweise habe ich mich gefragt, ob sie es überhaupt überlebt…

Nach Llywellynns Einzug hat sie sich aber nun endlich wieder berappelt. Nach einem kurzen Moment der Eifersucht hat sie ihn offenbar regelrecht „adoptiert“ und sich dann aufgeführt, als wäre er ihr eigener Welpe, den sie beschützen und behüten muss wie ihren Augenstern. Da Llywellynn allerdings (und Gott-sei-Dank) ein ziemlich frecher kleiner Kerl ist und sie regelrecht als Blitzableiter benutzt, musste ich teilweise wirklich eingreifen, damit das nicht in regelrechtes Mobbing ausartete, denn das alte Ömmaken konnte sich gegen ihn nicht mehr so recht durchsetzen.

Mit ein bisschen Lenkung wird das aber.

Inzwischen war das Söffken zur Zahnsanierung, weil das „Trauer-Fasten“ logischerweise auch an den Zähnen zu übelsten schwarzen Trauer-Rändern geführt hatte. Da sie dazu in Narkose musste und somit fast den ganzen Tag weg war, hat der kleine Frechdachs Llywellynn scheinbar gemerkt, was er an der kleinen Omi hatte.

Nach Fellwechsel und Zahnreinigung ist sie jetzt also regelrecht „runderneuert“ und das Ganze hat sich sehr positiv auf ihr schlechtes Selbstbewusstsein ausgewirkt. Inzwischen hat die kleine Motte ihm also schon zweimal deftige Nasenstüber verpasst und daraufhin hat er sich jetzt doch zum Kuschelkurs entschlossen. Ab und zu verfällt er zwar nochmal ins Mackern, aber dann setzt sie ihm gleich deutliche Grenzen und hinterher wird er auch wieder gehörig mit Schmuse-Einheiten eingedeckt.

Sie hat also wieder ins Leben zurückgefunden und ich hoffe, sie kann einem vielleicht nicht gerade geruhsamen, aber doch netten Alter entgegensehen!

Irgendwie meint das Söffken nun aber wohl, sie müsse all das, was sie in der ganzen Zeit nicht gefressen hat, jetzt alles auf einmal futtern und hat darum angefangen, wie ein Staubsauger ihre gesamte Futterration in wenigen Sekunden in sich hineinzuschlingen. Um dem Einhalt zu gebieten, hat sie nun einen Spezialnapf bekommen:

Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Sofiestilzchen heiß…

Da „Miss Sofie“ zwar mit dem Anti-Schling-Napf länger braucht, bis sie an die Futterstückchen herankommt, aber immer noch Alles heil und unzerkaut heruntergeschluckt hat und trotz sauberer Zähne aus dem Hals stank, wie eine Kuh aus dem Allerwertesten, hat sie, im Wechsel dazu, Futterpellets bekommen, die in etwa die Größe eines halben Sektkorkens haben. Aber – man glaubt es kaum – selbst das hat sie anfangs im Ganzen heruntergeschluckt. Erst, nachdem sie sich mehrfach verschluckt hatte, hat sie angefangen, die Stücke wenigstens einige Male zu zerbeißen. Zusätzlich bekommt sie jetzt sog. „Trinkmoor“ übers Futter verteilt. Das enthält Huminsäuren, die entzündlichen Prozessen im Magen-Darm-Trakt entgegenwirken, die sie vermutlich durch die ganze Schlingerei hat(te) und so langsam normalisiert sich das Ganze. Inzwischen kaut sie sogar das normale Futter wieder etwas und ich hoffe, dass ich sie nicht immer wieder zur Zahnreinigung in Narkose legen lassen muss, denn sie wird ja nicht jünger und mit zunehmendem Alter werden Narkosen immer problematischer.

Von Llywellynn hat sie sich jetzt zum Nüsseknacken animieren lassen und so benutzt sie ihre Zähne auch dadurch etwas mehr. „Die Tage kommen und gehen – wohin das führt, wird man sehen!“

So langsam spielt sich das Team inzwischen ein – „Gut Ding will Weile haben!“

Aus dieser Perspektive sieht man kaum, dass Miss Sofie dem Llywellynn aufrecht unterm Bauch hermarschieren kann. 😉

Sofie hatte inzwischen eine Premiere: Sie hat zum ersten Mal einen Knochen geknabbert. Einen kleinen Reh-Huf, den sie wohl geschafft hat, dem Llywellynn abzunehmen. Scheinbar will sie nun mit über 12 Jahren doch noch ein richtiger Hund werden – es geschehen noch Zeichen und Wunder!

Nach den vielen Höhen und Tiefen in ihrem Leben, die man ja teilweise nur erahnen konnte, hat Sofie sich in der Nacht vom 31. März zum 1. April wohl entschlossen, uns zu verlassen. Es ging ihr schon seit einiger Zeit offensichtlich nicht mehr ganz gut und sie lief immer wieder mit hängender Rute herum, aber konkrete Anhaltspunkte für ihr ungutes Befinden ließen sich einfach nicht herausbekommen. So bleibt nur der Trost, dass sie hier noch ein paar schöne Jahre haben durfte.

Tschüss – kleine Motte!

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