Während meines letzten Studiums, das ich berufsbegleitend absolvierte, musste ich einerseits die Familie ernähren und andererseits war es wichtig, für das Studium Unterrichtserfahrung zu sammeln. So kam es häufig vor, dass ich im Krankenhaus Frühdienst machte, kurz nach Hause fuhr, mich umzog, schnell zu Mittag aß (mein Mann kochte dann das Essen) und anschließend sofort zur Schule weiterfuhr, wo ich bis zum frühen Abend unterrichtete.
So kam ich auch an diesem Tag vom Frühdienst eben hereingehuscht, zog mich um und wollte zu Mittag essen. Beim Hereinkommen hatte ich gesehen, dass der Tisch schon für mich gedeckt war und mein Mann und die Kinder bereits gegessen hatten. Da deren Geschirr und die Töpfe bereits gespült auf der Spüle standen, nahm ich an, dass er das Essen für mich in die Mikrowelle oder den Backofen gestellt hätte.
Also schaute ich in der Mikrowelle nach – Nichts.
Ich guckte in den Backofen – Nichts!
Etwas verwundert rief ich also nach meinem Mann, der sich in der Dachstube aufhielt und fragte ihn, wo er mein Mittagessen hingestellt hätte. Er rief zurück, dass er mir das doch bereits auf den Teller gegeben hätte.
Aber dort war nichts! Ich ging nach oben und sagte ihm, dass er sich da sicher vertan hätte. Zwar sei der Tisch für mich gedeckt, aber mehr auch nicht.
Gemeinsam gingen wir hinunter in die Wohnküche und unterwegs sagte ich ihm, dass ich auch bereits in der Mikrowelle und im Backofen nachgesehen hätte, aber dort sei nichts. Als wir unten ankamen, war mein Mann vollkommen verwundert und wiederholte noch einmal, dass er sich sicher sei, das Essen bereits auf meinen Teller gegeben zu haben…
Wir waren erst einmal beide vollkommen ratlos.
Nur nach absolut genauem Hinsehen konnten wir dann schließlich die ganz dezenten Spuren einer Hundezunge auf meinem Teller entdecken! Da hatte meine liebe Susanne ganz offensichtlich mein Mittagessen verputzt und war dabei so vorsichtig zu Werke gegangen, dass weder Besteck, noch Teller verrutscht waren, sondern Alles wie frisch gespült und gedeckt aussah…
Seit diesem Tag weiß ich, warum die Witwe Bolte bezüglich der geklauten Hühner zuerst einmal ihren Spitz im Verdacht hatte…
Köstlich, solche Erlebnisse hatte ich mit meiner Schäferhündin. Essen hat sich einfach in Nichts aufgelöst.