Bodyguard für Kinder

Ich will es gleich vorweg sagen: Diese Geschichte ist absolut nicht lustig. Sie ist wirklich schrecklich! 🙁 🙁 🙁

Aber ich will sie trotz alledem hier aufschreiben. Um zu zeigen, wie groß das Sicherheitsgefühl ist, das der Spitz den Menschen vermittelt, die diesen Hund, seinen enormen Schneid und seine absolute Zuverlässigkeit noch kennen.

 

Es muss etwa 1990 gewesen sein. Mein älterer Sohn ging noch zur Grundschule, der jüngere in den Kindergarten. Wir wohnten in der Innenstadt einer Kleinstadt, es gab nur sehr wenige Kinder in der Umgebung und einen Spielplatz gab es überhaupt nicht (Dafür aber reichlich Parkplätze!). Hinter unserem Haus gab es einen Kirchhof und daneben eine Wiese. Ansonsten blieben den wenigen Kindern nur vereinzelte Spielgeräte in der nahen Fußgängerzone oder ein verwildertes Grundstück in der Nähe, das natürlich für die Jungen ein Anziehungspunkt war.

Plötzlich ging eine Schreckensmeldung durch Zeitungen, Radio und Fernsehen: In der Nachbarstadt wurden zwei türkische Jungen, Brüder, vermisst und alles deutete darauf hin, dass sie von einem Mann mitgenommen wurden. Das versetzte natürlich uns Eltern in Angst und Schrecken. Niemand von uns wollte sein Kind noch aus dem Haus lassen, zumal die beiden vermissten Kinder etwa im gleichen Alter waren. Insbesondere bei uns in der Innenstadt gab es ja keinen Ort, an dem die Kinder beim Spielen leicht zu beaufsichtigen gewesen wären. Wie will man das z.B. auf einem verwilderten Grundstück bewerkstelligen?

Also blieben unsere Kinder erst einmal zuhause. Nach einiger Zeit des Suchens wurde der ältere der beiden vermissten Jungen ermordet aufgefunden. Sein jüngerer Bruder blieb verschwunden. Die Angst ging unter uns Eltern um, aber wir konnten auch unsere Kinder kaum noch lange im Haus behalten. Und so kam ich auf die Idee, meinen Söhnen je einen der Spitze an die Leine zu machen mit der strengen Order, die Hunde keinesfalls irgendwo anzubinden, sondern auf Schritt und Tritt mitzunehmen. Ein ordentlicher Spitz hat keinerlei Jagdtrieb, so dass keines der Kinder Gefahr lief, durch Hinfallen ein Beuteverhalten auslösen zu können. (Dies ist der wohl häufigste Grund für Beißunfälle mit Kindern.) Außerdem waren Otto und Susanne gut genug erzogen, dass sie niemals eines der Kinder umgerissen hätten.

Drei Freunde auf dem Weg ins Land der 1000 Abenteuer (Meine beiden Söhne und die Spitze waren ein beliebtes Motiv für die Zeitung)

Meine beiden Söhne und die Spitze waren ein beliebtes Motiv für die Zeitung

Aber die beiden hätten unter keinen Umständen geduldet, dass irgend ein Erwachsener sich den Kindern zu sehr oder in aggressiver Weise nähert. (Das hatten sie schon bei anderer Gelegenheit deutlich und sehr nachdrücklich unter Beweis gestellt!) Die anderen Eltern wunderten sich zuerst, dass ich meine Söhne draußen spielen ließ, sahen dann aber sehr schnell, dass diese nur mit den Spitzen unterwegs waren. Und da sie selbst die Reaktion der Hunde im Falle der vorherigen Übergriffsversuche von Erwachsenen gegenüber den Kindern miterlebt hatten, durften auch ihre Spielkameraden wieder draußen spielen unter der Bedingung, dass meine Söhne sie mit den Hunden abholten und auch wieder nach Hause brachten.

Da zeigte sich sehr deutlich, dass nicht nur ich, sondern auch die anderen Eltern Vertrauen genug in die Spitze hatten, dass wir alle bereit waren, ihnen sogar das Leben unserer Kinder anzuvertrauen!

Der jüngere der beiden vermissten Brüder konnte übrigens einige Zeit darauf gerettet werden. Er war in einer Wohnung eingesperrt gewesen und ein aufmerksamer Junge aus einer Nachbarwohnung hatte bemerkt, dass da irgend etwas nicht stimmen konnte und die Polizei alarmiert. Der Kindermörder konnte ebenfalls nach kurzer Zeit gefasst werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.