Als Sofie hier eingezogen war und sich als anfangs extremer „Angst-Hund“ erwies, hatte ich schnellstens die Hundekörbchen gegen große Transport-Kennel ausgetauscht, um ihr zunächst einen leicht überschaubaren Schutzraum anzubieten, in den sie sich zurückziehen und zur Ruhe kommen konnte, wenn es gerade mal wieder allzu schlimm war. Diese Kennel waren auch geblieben, als Anton gestorben war und Llywellynn hier einzog. Da Llywellynn als junger Hund natürlich erheblichen Bedarf an Knochen zum Zähneputzen hatte und ich regelmäßig über die großen Knochen gestolpert war, weil er sie überall herumliegen ließ, während er die kleinen abgenagten Rippchen mit schöner Regelmäßigkeit in meine Besteckschublade (vorzugsweise bei den Messern) einzusortieren pflegte, hatte ich es satt und habe ihm zwei kleine feste Kartons geschenkt. In den Einen davon sollte er solche Spielsachen wie Taue usw. einsortieren – in den anderen kamen die Knochen. Das klappte auch ganz gut und fortan brauchte ich nicht mehr ständig mein gesamtes Besteck spülen.
Als dann nach Sofies Tod relativ schnell klar war, dass Llywellynn allein bleiben soll, fand ich die zwei großen Kennel in meinem Schlafzimmer überflüssig und habe ihm wieder ein Körbchen vom Dachboden geholt. Seine Knochen sind dann in das Körbchen „umgezogen“ und so war natürlich eines der Kistchen leer. Weil er damit aber immer gern herumschleppte und sie für ihn offenbar die Rolle „seiner“ Möbelstücke zu spielen schienen, habe ich das leere Kistchen nicht entsorgt, sondern es ihm gelassen. Meistens hat es einen festen Platz, manchmal aber räumt er seine „Möbel“ auch um.
Als ich nun eines Tages mal wieder meinen Teller mit dem Mittagessen ins Wohnzimmer trug, weil ich gern während des Essens eine interessante Dokumentation im Fernsehen anschauen wollte, kam Llywellynn mit seinem leeren Kistchen um die Ecke ins Wohnzimmer. Er guckte sich die Szenerie an und ich sah ihm schon an, dass sein Kopf mal wieder auf Hochtouren arbeitete.
Nach einem kurzen Moment kam er dann zu mir und stellte sein Kistchen neben dem Wohnzimmertisch auf den Boden, begutachtete ihn, schob ihn in Sichtweite des Fernsehers und drehte ihn dann um, sodass er mit der Öffnung nach unten zeigte und der Boden oben war. Dann ging er schnurstracks in die Küche zu seinem Futternapf, nahm ein Futterstück heraus und legte es oben auf den Pappkarton. Anschließend machte er es sich davor gemütlich, nahm sein Futterstückchen und kaute, mit Blick auf den Fernseher, genüsslich darauf herum. Als er es aufgefuttert hatte, stand er auf, ging wieder zu seinem Napf, nahm ein neues Futterstückchen, legte es wieder aufs Kartönchen, machte es sich gemütlich und das ganze Spielchen ging von vorne los.
Ich habe mir das Ganze angeguckt und konnte kaum fassen, was ich da sah! Dann habe ich mir belustigt überlegt, ob ich ihm jetzt vielleicht ein Kindertellerchen und ein kleines Deckchen für seinen „Tisch“ schenken sollte…
Sobald ich jetzt mit einem wohlgefüllten Teller ins Wohnzimmer wandere, wiederholt er dieses Schauspiel mit schöner Regelmäßigkeit und spielt „Tischlein-deck-dich“!
Was habe ich da bloß für einen ulkigen Hund?